© Simon Steinberger - pixabay.com
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Strom, Wärme, Verkehr - Gemeinsam oder einsam?

Durch Sektorkopplung den Systemumbau sinnvoll gestalten

Wien- Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, zeigt bei der Veranstaltungsreihe "windrichtungen" der IG Windkraft, wie die Energiewende gelingen kann.

"Es braucht einen viel ambitionierteren Ausbau der erneuerbaren Energien und eine Verschränkung der von Energieerzeugung, Wärme und Transport zu einem gemeinsamen System. Wir benötigen einen raschen Ausstieg aus der Kohleverstromung, ein Verbot für Verbrennungsmotoren und entschiedene Energiespar- und Effizienzmaßnahmen, die den Namen auch verdienen" ist Quaschning überzeugt. Aufgrund der immens großen Vorkommen von Wind- und Sonnenenergie ist ein Systemumbau zu einer effizienten CO2-neutralen Versorgung möglich. Voraussetzung für diesen Umbau ist jedoch die Koppelung der Sektoren. Nur durch die gekoppelte Nutzung aller Sektoren und durch eine systemische Betrachtung kann das Gesamtpotential möglichst effizient gehoben werden.

Ohne Energiesparen und Effizienzmaßnahmen geht es nicht

Volker Quaschning hat berechnet, dass eine vollständig erneuerbare und effiziente Energieversorgung in allen Sektoren den Stromverbrauch in Deutschland nur um den Faktor 2 steigern würde. Es ist jedoch notwendig, ambitionierte Energiesparmaßnahmen und Effizienzsteigerungen umzusetzen. "Die Energiewende ist so mit erneuerbaren Energien durchaus machbar", erklärt Quaschning und ergänzt: "Jedoch ist dies ohne Energiesparmaßnahmen und Effizienzsteigerungen bis 2040 nicht zu bewerkstelligen. Zusätzlich ist auch ein Verbot der Kohleverstromung, das Ende von Benzin- und Dieselmotoren und die Wärmesanierung von Gebäuden notwendig." Im Moment werden in Deutschland rund 15 % des Energieverbrauches durch erneuerbare Energien gedeckt. "Die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen können die Energiewende jedoch nicht schnell genug schaffen", sagt Quaschning, dazu braucht es jedoch auch in Deutschland größere Ambitionen.

Steigerung der Ausbaugeschwindigkeit erneuerbarer Energien ist ein Muss

In Österreich sieht es leider ähnlich aus. "Es braucht rasch konkrete Maßnahmen, um dem Klimaabkommen von Paris auch gerecht zu werden", sagt Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt. Daher muss das Ökostromgesetz die Erneuerbaren vor dem verzerrten Strommarkt schützen. "Seit drei Jahren wird über die Änderungen diskutiert. Jetzt scheint endlich Bewegung in die kleine Novelle gekommen zu sein. Wir erwarten in den nächsten Tagen, dass die Gesetzesänderung in Begutachtung geschickt wird", bemerkt Stefan Moidl von der IG Windkraft dazu. Der Reformstau beim Ausbau der erneuerbaren Energien muss beseitigt werden, damit trotz der offenen politischen Hausaufgaben rund um den zu niedrigen CO2-Preis und fossile Überkapazitäten das derzeitige Ausbauniveau gehalten werden kann. "Das Ökostromgesetz wird zur Nagelprobe der österreichischen Politik in Sachen Klimaschutz und politischer Kreativität", ist Moidl überzeugt. Schneider ergänzt: "Für das Pariser Klimaabkommen bedarf es noch viel ambitionierterer Anstrengungen in den verschiedensten Bereichen. Eine zielorientierte Energie- und Klimastrategie könnte die Richtung weisen."

Hintergrundinformationen und Studie


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /