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Gegen Atomkraft in Kroatien

Rückblick und Einblick - Gegen das Atomkraftwerk Krsko? Kein Thema...

Der Anfang der nuklearen Ära in Kroatien fällt in die Zeit Titos, als Kroatien mit fünf anderen Teilrepubliken (und Kosovo) den Staatenbund ‘Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien’ bildete (bis 1992).

Anfang der 1970er Jahre begannen in Krsko in Slowenien, nur etwa 30 km westlich von der kroatischen Hauptstadt Zagreb an der Save, die Arbeiten für ein eigenes Atomkraftwerk. Am 02. Oktober 1981 wurde der Probebetrieb aufgenommen, am 15. Januar 1983 der kommerzielle Betrieb.

Das AKW Krsko befindet sich im gemeinsamen Eigentum der heute selbständigen Staaten Slowenien und Kroatien. Als damalige jugoslawische Teilrepubliken legten beide Länder Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts ihre Ressourcen zusammen und starteten den Bau eines Atomkraftwerks.. Nach einer ersten Phase als Gemeinschaftsunternehmen bis 1992, die durch den Jugoslawien-Krieg und einen Streit um unbezahlte Rechnungen unterbrochen wurde, nutzen Slowenien und Kroatien das AKW seit 2003 wieder gemeinsam, gemeinsam erzeugen sie elektrischen Strom und gemeinsam tragen sie auch, oder sollten sie zumindest, die Betriebskosten.

Im ehemaligen Jugoslawien waren sich die Menschen nicht aller komplexen Probleme und Gefahren bewusst, die Atomkraftwerke mit sich bringen. Selbst wenn sie fähig gewesen wären, diese Gefahren zu erkennen, verhinderten soziale Umstände oder die Mechanismen des Staates Proteste und den Widerstand gegen ein "nationales Projekt" in so einer Dimension. Daher wurde in der Öffentlichkeit und in den Medien auch ausschließlich positiv über das Atomkraftwerk berichtet – als modernste Technologie zur Gewinnung von elektrischem Strom, welche Jugoslawien und die jugoslawische Wissenschaft direkt an die Spitze der technisch entwickelten Länder katapultieren würde. Bei der Bevölkerung stieg der Stolz auf diese technologische Errungenschaft, aufgrund derer man sich mit den höchst entwickelten Ländern der Welt würde messen können.

In den Siebziger und Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts schrieb niemand über die hohen Kosten beim Betrieb des Kraftwerks, über die Kosten für die Kreditaufnahmen im Ausland, welche das ganze Land langfristig verschuldet haben, wieviel das AKW im Laufe der Jahre kosten würde, sowie ein ganzes System wissenschaftlicher Institutionen aufzubauen und mehrere Generationen von auf die Nukleartechnik spezialisierten Wissenschaftlern heranzubilden. Und schon gar nicht wurde in der Öffentlichkeit an die tatsächlichen Kosten der Sicherheitsmaßnahmen beim und um das Kraftwerk erinnert, insbesondere an das wahre Ausmaß der dauerhaften Folgen aufgrund von Stör- oder Atomunfällen. Was das allgemeine Wissen über den gesamten Komplex der Atomkraft anlangt, so war die normale Bevölkerung Kroatiens, Sloweniens und Jugoslawiens insgesamt in der Tat hinter einem "Eisernen Vorhang". Sämtliche durch die öffentlichen Medien ‘servierten’ Informationen waren von der Partei und den Militärbehörden "bewilligt" und in jeder Hinsicht "positiv". Falls an die Gefährlichkeit erinnert wurde, so hat man dieses Thema in der Regel heruntergespielt und alles durch eine rosa Brille als "modernste Technik der Welt" und von "Expertenwissen untermauert" dargestellt. Über die Atomenergie wurde ausschließlich positiv gesprochen und die Bürger und Bürgerinnen Jugoslawiens lebten diesbezüglich in einer Art Seifenblase.
Diese Blase platzte erstmals mit der Explosion in Tschernobyl am 26. April 1986. Die globalen Auswirkungen dieser Katastrophe nahmen ein solches Ausmaß an, dass die Wahrheit darüber vor den Augen der Öffentlichkeit nicht mehr verheimlicht werden konnte. Die radioaktive Wolke aus dem fernen Tschernobyl war innerhalb von nur vier Tagen über den Köpfen der Bürger aufgetaucht und bald wurde allen klar, dass die "geheimnisvolle Gefahr", die von den Atomkraftwerken ausgeht, nicht nur das hypothetische Geschwätz böser Zungen und Ignoranten ist, sondern eine reale Bedrohung, mit welcher niemand fertig wird – und zwar für einen unvorhersehbar langen Zeitraum.

Meine persönlichen Erlebnisse aus jener Zeit:
Ich war damals 36 Jahre alt und Mutter einer süßen, vier Jahre alten kleinen Tochter. Erst zwei Tage nach dem Unfall, am 28. 4. 1986 (!), meldeten die staatlichen Radio- und TV-Stationen, dass es in einem Atomkraftwerk in der UDSSR, konkret in der Ukraine, zu irgendeinem schlimmen Unglück gekommen sei. Die Informationen waren, wie damals üblich, recht knapp, formal und vage – typisch für alle damaligen sozialistischen Regime. Wir haben mit "halbem Ohr" zugehört und gedacht, dass das ja weit weg sei, im riesigen Russland ...

So haben wir uns verhalten:
Der 1. Mai war in Jugoslawien ein arbeitsfreier Staatsfeiertag, worüber sich alle freuten und traditionell Ausflüge in die Natur, in die frische Luft machten. Als junge Familie hatten wir damals etwa ein Dutzend enger Freunde mit Kindern ähnlichen Alters. Üblicherweise gingen wir gemeinsam in die Berge oder genossen bei jemandem von uns den schon grünen Garten. In jenem Jahr war der 1. Mai besonders schön, sonnig und angenehm – für die Erwachsenen ideal zum Grillen draußen und für die Kinder die erste Gelegenheit, sich im üppigen Gras zu wälzen. Diesen feierlichen ersten Mai wollten wir im wunderbaren Garten einer Zagreber Familie verbringen. Überall gab es Blumen, Schmetterlinge und Bienen und die intensiven Farben nach den schweren Frühlingsregenfällen verstärkten diesen Zauber nur noch. Während wir darüber sprachen, wer das Brot und wer das Fleisch zum Grillen holt, und wer den Salat, meldeten die Radionachrichten etwas von irgendeiner radioaktiven Wolke aus Tschernobyl, welche von Finnland und Schweden kommend sich über Deutschland und Polen drehe und sich weiter in Richtung Süden bewege. In dem Moment habe ich mir zum ersten Mal gedacht, "Hmmm, vielleicht ist es ja doch nicht soweit, sodass die Wolke ja auch noch zu uns kommen könnte".

Am folgenden Tag begannen Radio und Fernsehen Sondersendungen auszustrahlen und eine seriös wirkende Ärztin aus dem Institut für den Schutz der öffentlichen Gesundheit erklärte detailliert und offen, was Radioaktivität ist; was ihre Folgen sind, wie hoch die natürliche Hintergrundstrahlung ist und wie die Grenzwerte aussehen, ab denen die Gefahr einer Erkrankung droht, wie man sich schützen kann und warum die einzige Methode, die Radioaktivität zu registrieren, ein sogenannter Geiger-Müller Strahlendetektor ist usw. Um Panikreaktionen zu verhindern, wurden nach den Schutzhinweisen noch Nachrichten gesendet, welche die Aussagen der Schutzhinweise wieder abmilderten, so in dem Stil: "Momentan verliert die radioaktive Wolke aus Tschernobyl auf ihrem Weg über Europa an Intensität. Es ist noch nicht sicher, welchen weiteren Weg sie nehmen wird, man kann aber erwarten, dass das Gebiet des Staates Jugoslawien nicht betroffen sein wir ...."

So haben auch wir unsere Gartenparty gefeiert, ohne Sorgen und Angst, in tiefgrüner Umgebung, welche in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai vom Regen gründlich durchgewaschen wurde ... Die Kinder genossen das duftende Gras voller weißer und gelber Blumen.

Welches Tschernobyl? Welche Strahlung? Das ist "ganz wo anders". Wir werden uns doch an so einem Tag nicht vor lauter Panik im Zimmer einsperren!

Am Abend haben wir dann aus offiziellen Quellen erfahren, dass der radioaktive Regen in der vergangenen Nacht auch über unserer Gegend niedergegangen war. Erst am Nachmittag waren die Menschen aufgefordert worden, nicht aus dem Haus zu gehen, keine Pflanzen zu berühren, keinen Salat und keine Erdbeeren usw. zu essen. Bei den TV-Nachrichten am Abend sahen wir dann Aufnahmen von Jugendlichen aus dem "Klub junger Techniker", welche als Teil ihrer Praxis die Radioaktivität an den Gebäudemauern, Sträuchern und Schulfenstern maßen... Nun war uns klar, dass fast das gesamte Jugoslawien durch den Regen verstrahlt worden war – und zwar mehr, als die "erlaubten Höchstwerte" zuließen. Freilich war die Situation (angeblich) nicht katastrophal, konnte aber langfristige und dauerhafte Folgen für die Gesundheit der Öffentlichkeit nach sich ziehen.

Dieses Wissen kam für alle wie eine kalte Dusche. Auf einmal konnte jede/r sehen und erstmals auch begreifen, dass Jugoslawien keine isolierte Insel und wie unter einer Glasglocke geschützt ist. Erstmals ist uns damals bewusst geworden, dass wir nur ein Teil von vielen sind auf unserem Planeten Erde und dass wir alle gleichermaßen die Folgen dieses globalen Versagens würden tragen müssen.

Für die jugoslawische Bevölkerung hatte die Katastrophe von Tschernobyl ein positives Resultat. Die damalige Regierung Jugoslawiens und insbesondere die Regierungen der Bundesstaaten Slowenien und Kroatien haben Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts den Bau eines zweiten Atomkraftwerks in Dalmatien - auf der Insel Vir in der Nähe von Zadar - aus ihren stategischen Plänen wieder herausgenommen.

In den Jahren nach Tschernobyl begannen in Kroatien auch auf ökologischen Fragen aufbauende Bürgerinitiativen zu entstehen. Es war dies eine spontane Antiatom- und Ökologiebewegung junger Menschen, vor allem aus der Studentenschaft, die sich sowohl gegen AKWs und die Atomkraft an sich, als auch gegen Atomwaffen wandten.

Weiters haben nach Tschernobyl die AktivistInnen begonnen, den Bereich und die Trends der Atomtechnik und -technologie systematisch zu kontrollieren und durch ihren Aktionismus (Straßenaktionen Ende der 80er Jahre) öffentlich die Bevölkerung auf den Schaden und die mögliche Gefährdung hinzuweisen. Nachdem dann in Kroatien in den 90er Jahren ein pluralistisches Mehrparteiensystem eingeführt worden war, entstand aus dieser aktionistischen Bewegung die erste und bis heute am meisten respektierte Umweltorganisation Zelena akcija ("Grüne Aktion") des Landes.

Wegen der Kriegsereignisse in Kroatien (1991-1994) wurde für mehrere Jahre auch die Entwicklung der Zivilgesellschaft zurückgeworfen. Und tatsächlich gibt es in einem kriegerischen Umfeld keine Chance für ökologisch orientierte Verbände, geschweige denn für eine grüne politische Partei. Es entstanden während des Krieges in Kroatien aber Friedensorganisationen und eine nach Frieden rufende Bewegung. Aus den Reihen dieser AktivistInnen sind dann Ende der 90er Jahre einige auch in den Bereich der Ökologie übergegangen und haben begonnen, durch NGOs oder grüne Parteien, welche damals zum ersten Mal aufgetaucht waren, tätig zu sein.

Die Organisation "Zelena akcija" konzentrierte sich in ihrer Tätigkeit im Verlauf der 90er Jahre auf die Überwachung der Entwicklung der Energiepolitik in Kroatien. Es gab Protestaktionen gegen den Bau eines Kohlekraftwerks in Lukovo Šugarje, einer kleinen Stadt am Meer unterhalb des Velebit-Gebirges und auch gegen die Errichtung eines 2. Blocks des Wärmekraftwerks Plomin in Istrien. Die "Grüne Aktion – Zelena akcija" war zu jener Zeit die einzige Organisation in der Region, welche sich aktiv für erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne einsetzte. Außerdem hat sie sich nie mit dem Atomkraftwerk im nahen slowenischen Krško abgefunden, fordert dessen Schließung und unterstützt einen strategischen Übergang hin zu erneuerbaren Energiequellen.

Mit dem neuen Jahrtausend nach der Wahlniederlage des Regimes von Franjo Tuđman (der sich vergeblich bemüht hatte, Tito zu ersetzen), begann eine neue Phase der Entwicklung von Parlamentarismus und Demokratie in der kroatischen Gesellschaft. Wir können offen sagen, dass das der Beginn einer Zivilgesellschaft mit individuellem Engagement und politischen Parteien war. Die Statistiken zeigen, dass diese Dynamik sogar unüblich große Dimensionen angenommen hat, im Verhältnis zum relativ kleinen Land Kroatien. Wir haben bei mehreren Zehntausenden Vereinen und Verbänden auch etwa 140 politische Parteien.

Das Problem mit der Entsorgung und der Lagerung von radioaktivem und nuklearem Abfall aus dem AKW Krško wurde in der kroatischen Gesellschaft im Jahre 1998 aktuell. Für die Entsorgung dieser Abfälle sind gleichermaßen Slowenien und Kroatien verantwortlich (50% - 50 %).

Wenn wir über Kroatien und Atommüll sprechen, dann müssen wir 20 Jahre zurückgehen, bis in die letzten Jahre Jugoslawiens.

Mitte der 1980er Jahre suchte die zuständige Staatsagentur APO (Agentur zur Abfallentsorgung) auf kroatischem Territorium eine Lokalität zur Lagerung von hoch-, mittel-, und niedrig radioaktiv strahlendem Abfall aus dem Atomkraftwerk Krško. Das Abfallentsorgungsinstitut APO gab eine umfassende seismologische und geologische Studie in Auftrag, aus der sich ergab, dass zwei Lokalitäten in Frage kämen. Die erste und beste im Gebiet Moslavačka gora in Slawonien und eine zweite Reservelokalität im Bergland Trgovska gora südlich der Stadt Sisak (in der Nähe der Grenze zu Bosnien). Um den Bau eines Atommülllagers muss sich der staatliche kroatische Energieversorger HEP (Hrvatska elektroprivreda) kümmern.

Was die Geologie, Hydrologie und Seismologie betrifft, war die Lokalität Moslavačka gora am besten geeignet, während Trgovska gora aufgrund der dort dünnen Besiedelungsdichte ausgewählt wurde (große Wälder ohne Dörfer und landwirtschaftliche Flächen). Es sei darauf hingewiesen, dass diese Untersuchungen noch vor dem Krieg, als Folge dessen Jugoslawien dann zerfiel, vorgenommen worden waren. In der Zwischenzeit, nach dem Krieg, hat sich die Politik in Bezug auf eine Entscheidung über den Bau eines Atommülllagers komplett geändert.

Die Bewohner der Dörfer unter dem Berggebiet Moslavačka gora, unterstützt durch eine lokale Öko-NGO und die politische Partei HSS (Kroatische Bauernpartei) revoltierten gegen das geplante Atommülllager in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung. Der Widerstand war sehr stark und gut argumentiert (insbesondere als stark landwirtschaftlich geprägtes Gebiet und in Bezug auf die Bevölkerungsdichte) und die "befreundete" Partei HSS hatte große Ambitionen, nach den nächsten Wahlen 1999 auch Bestandteil der Regierung zu werden.

Bei den Parlamentswahlen im Jahre 1999 gelangte die HSS tatsächlich als Partner gemeinsam mit den Sozialdemokraten und den Liberalen in eine Koalitionsregierung. Es ist normal, dass sie ihr Versprechen den Wählerinnen und Wählern gegenüber nicht brechen wollte. So wandte sich diese Partei scharf gegen den Bau eines Atommülllagers im Bergland von Moslavačka gora. Daher entschied sich die neuformierte Regierung dann für das von APO angebotene Alternativangebot und das war das Gebiet Trgovska gora.

Das Gebiet um Trgovska gora (oder ‘Gvozd’) war schon immer eine sehr dünn besiedelte Gegend. Während des Krieges war es das "Herz" der künstlich geschaffenen serbischen politischen Entität, die als SAO Krajina bekannt war und welche sich vom Territorium Kroatiens abspalten und sich Serbien bzw. dem noch übrig gebliebenen Jugoslawien anschließen wollte. Nach 1995 verließ die Mehrheit der Bevölkerung hier ihre Heimat und das Land und flüchtete ins nahe Bosnien. Diese verlassene Landschaft bietet natürlich nun ein zusätzliches Argument für die Lokalität im sogenannten Gvozd.

Allerdings befindet sich das Gebiet Gvozd (Region Trgovska gora) sehr nahe an der Grenze zum Nachbarstaat Bosnien-Herzegowina, womit aufgrund der Gefahr einer möglichen grenzüberschreitenden Verschmutzung auch die ESPOO-Konvention relevant ist. Außerdem befinden sich im Gebiet des Trgovska gora-Berglands die meisten Quellbäche und Flüsse, welche dann in das Einzugsgebiet der Flüsse Una und Sana entwässern und in Bosnien die Felder und Wälder des Unsko-Sansko Kantons mit Wasser versorgen. Aus ökologischer Sicht handelt es sich hierbei um unberührte Natur mit einer fast unvorstellbar reichhaltigen Waldflora, Fauna und Quellbächen mit Trinkwasserqualität. Man könnte sagen, ökologisch betrachtet ein wahrer Schatz – unberührt von industriellen und landwirtschaftlichen Verschmutzungen. Aus seismologisch-geologischer Sicht handelt es sich um eine weniger sichere Lokaltität als die Region des Moslavačka gora - Berglandes es wäre, weil es beim Untergrund des Trgovska gora - Berglands um Vulkangestein geht, das reich an Kupfererzen und Thermalquellen (z.B: bei Topusko) ist.

Die heutigen Bewohner dieser Gegend sehen ihre Perspektive in der Entwicklung des Ökoturismus und im biologischen Landbau im Rahmen von kleinstrukturierten Landwirtschaften.

Als im Jahre 2001 die Nachricht in die Öffentlichkeit gelangte, dass das Atommülllager statt ins Moslavska gora - Bergland in die Region Trgovska gora kommen soll, begannen auch die dortigen Bewohner, so wie schon jene im Gebiet Moslavska gora, sich gegen diese Idee zu wehren.

Damals war ich schon eine Umweltaktivistin und nahm an einer derartigen Protestkundgebung beim Ort Dvor am Fluss Una am Fuße der Trgovsker Berge teil. Als etablierte und schon bekannte Umweltorganisation unterstützte die "Zelena akcija" ("Grüne Aktion") die Bevölkerung von Dvor und der Region Trgovska gora. Es erschienen anlässlich dieser Gelegenheit auch Vertreter der kroatischen Landwirtepartei HSS und die Abgeordnete Marijana Petir, die von den Bauern ausgebuht wurde, obwohl sie eigentlich gekommen war, um ihnen ihre Unterstützung auszusprechen. Sie hat sich, trotz gegenteiligen Vorwahlversprechungen bei der Abstimmung im Parlament des "Atommülls" aber kunstvoll entledigt, indem sie die Verantwortung dafür den anderen überließ. Es waren auch Parlamentsabgeordnete der Liberalen da und VertreterInnen von grünen Parteien. Seit den Protesten gegen von Enron geplante Kohlekraftwerke in Lukovo Šugarje (2001/2002) war das wahrscheinlich der erste gemeinsame Auftritt des zivilpolitischen Sektors der Gesellschaft im Zusammenhang mit der ökologischen Frage.

Und so ist die Absicht des Energieversorgers HEP, den Streit über den Atommüll aus dem AKW Krško rasch auf Grundlage einer alten Studie der für die Atommüllentsorgung verantwortlichen Organisation APO zu lösen, bisher nicht weiter gekommen. Eine vorübergehende Lösung wurde durch die Einführung einer neuen Steuer auf die Entsorgung von Atommüll "gefunden", welche nun über einen erhöhten Preis je verbrauchter KWh in einen Spezialfond eingezahlt wird, der von HEP, dem zuständigen kroatischen Energiekonzern, verwaltet wird, also vom Staat.

Die Öffentlichkeit wird vom lakonischen Versprechen beruhigt, dass der Atommüll, wenn die Zeit dafür kommt (in 20 Jahren), im Ausland gelagert werden wird. Dabei hat die damalige Regierung den Beschluss gefasst, dass in Kroatien der Bau eines Atommülllagers nicht mehr weiter geplant würde.

Das Problem ist, dass seit damals mehr als 12 Jahre vergangen sind und Kroatien in der Zwischenzeit zu einem Mitgliedsland der EU wurde.

Das Problem besteht auch darin, dass die Öffentlichkeit keinen Einblick in die bisher angesammelten Mittel dieses Spezialfonds hat. Sowohl die Regierung als auch der Energiekonzern HEP verweigern der Öffentlichkeit Informationen über die Gelder, welche seit Jahren aus einem Teil der Stromrechnungen in diesen Topf gezahlt werden. Bei dieser Art von intransparentem Umgang mit den Finanzmitteln der Bevölkerung und der Konsumenten gibt es auch keinen Unterschied zwischen der sogenannten Linken (Sozialdemokraten und Liberale) und der Rechten (HDZ).

Aber das Problem ist breiter. Aufgrund der damals aufgeschobenen Entscheidung über den Standort einer Deponie für nukleare Abfälle verfügt Kroatien heute auch über keine geregelte und sichere Lagerstätte für weniger gefährlichen leicht- und mittelradioaktiven Atommüll. Das sind strahlende Abfälle, wie sie tagtäglich in Krankenhäusern, Forschungsinstituten, bei der Entsorgung verschiedener Messinstrumente, Blitzableiter und ähnlicher Objekte entstehen. Es gibt nur ein kleines Zwischenlager am Institut Ruđer Bošković in Zagreb, das vor 40 Jahren errichtet worden war. Der Institutskomplex befindet sich in einer Elitewohngegend Zagrebs, wo neben Grünflächen und Straßen in unmittelbarer Nachbarschaft Wohnhäuser, Schulen und sogar zwei Fakultäten der Universität stehen.

Es befindet sich also eigentlich ein bisschen so etwas wie ein Zwischenlager für radioaktive Abfälle im Herzen der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Betroffen sind niedrigstrahlende und rasch zerfallende Isotope, welche während verschiedener Versuche im Institut selbst entstehen. Nachdem diese Präperate aufhören zu strahlen und harmlos geworden sind, können sie auf jeder Mülldeponie gelagert werden.

Während des EU-Beitrittsprozesses Kroatiens wurde das Land verpflichtet, seine Gesetzgebung der Praxis der EU-Standards anzupassen. Eine dieser Verpflichtungen war auch der Bau eines richtigen Atommülllagers am Territorium unseres Landes. Bisher kam es aber dazu noch nicht und die EU-Kommission versuchte ein Versprechen zu bekommen, dass das kleine Zwischenlager bei Ruđer Bošković ausgebaut und zu einem zentralen Atommülllager für das ganze Land werden soll. Das würde bedeuten, dass aller radioaktive Abfall aus ganz Kroatien in einem Elitewohngebiet von Zagreb deponiert wird, nur zwei Busstationen vom Ban-Jelačić-Platz entfernt.

Dabei sehen die Vorschriften vor, dass ein derartiges Objekt außerhalb von Städten sein muss.

Diese Pläne wurden vorerst aber vor allem dank der ehemaligen Chefin von Ruđer Bošković vereitelt, welche alles der Öffentlichkeit präsentierte und dafür große Unterstützung bei den BürgerInnen, Öko-AktivistInnen und den politischen Parteien erhielt. Danach wurde sie aber von ihrer Funktion abberufen und ausgewechselt und ihr ein weiteres wissenschaftliches Arbeiten in Kroatien verunmöglicht.

Wenn ich an die Intransparenz in der Politik erinnere, muss ich aber auch noch andere Einflusssphären erwähnen. Damit meine ich vor allem die sehr starke Atomlobby, die in Kroatien tätig ist.

Die Atomlobby wurde in Kroatien jahrzehntelang aufgebaut. Seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden spezifische Abteilungen und Kurse an mehreren Zagreber Fakultäten eingerichtet, an denen die heranwachsenden Studenten mit dem Ziel erzogen und unterrichtet wurden, die Atomkraft und Atomkraftwerke zu entwickeln und zu nutzen – als einzige Technologie für die nahe und ferne Zukunft. Teilweise wurde das vom amerikanischen Konzern Westinghouse finanziert, mit Hilfe dessen Technologie auch das AKW Krško gebaut wurde. Eine ähnliche Situation gab es auch in Slowenien. Es handelte sich um eine systematische und vorausschauende Politik der beiden jugoslawischen Teilrepubliken und auch des amerikanischen Konzerns, welche sich mit unterschiedlichen Methoden bemühten, Überzeugungsarbeit zugunsten der Atomkraft zu machen. Junge Wissenschaftler erhielten leicht Stipendien für Fakultäten in den USA, es wurden ihnen Schulungen und zusätzliche Seminare in der weiten Welt finanziert. Den jungen Nuklearexperten bot man sichere und gut bezahlte Jobs im AKW Krsko oder in verwandten wissenschaftlichen Instituten an.

So erhielten diese Fachleute während des Studiums eine systematische ‘Gehirnwäsche’. Und im späteren Leben und ihrer Karriere haben sie alle materiell sehr vom Atombusiness profitiert. Viele von ihnen haben bemerkenswerte wissenschaftliche Karrieren gemacht und wurden zu Experten von internationalem Rang. Manche von ihnen gingen mit der Zeit auch in die Politik und haben verschiedene verantwortungsvolle Positionen in Ministerien, Behörden, Instituten oder anderen Organisationen eingenommen.

In Zagreb gibt es an der elektrotechnischen Fakultät eine Organisation, welche sich "Kroatische Nukleargesellschaft" nennt und zu deren Strukturen auch eine Unterorganisation namens "Kroatische Jugendnukleargesellschaft" gehört. Diese Kroatische Nukleargesellschaft hält alljährlich ihren Kongress in einem der teuersten und luxoriösesten Hotels in Dubrovnik ab. Die Mitglieder dieser Gesellschaft sind alles Wissenschaftler und Professoren der Physik oder Chemie, Maschinenbauer, Elektrotechniker und Energieexperten.

In dieser Tatsache liegt zum Teil auch der Grund dafür, dass die kroatischen Studenten nur über schwache Kenntnisse im Bereich der erneuerbaren Energiequellen verfügen. An der Zagreber Universität und der Fakultät für Elektrotechnik dominiert der Glaube an die Atomkraft und erneuerbare Energiequellen werden systematisch als "alternativ" bezeichnet. Wenn die Studenten eine wissenschaftliche Karriere machen möchten, dann ist es gewiss nicht klug, sich gegen die Professoren zu stellen, welche der Atomlobby angehören.

Im Alltagsleben sieht das so aus: Die Atomenergie, das AKW Krsko oder der radioaktive Abfall sind für kroatische Politiker (von den Grünen einmal abgesehen) einfach kein Thema. Daher sind diese Phänomene auch für die Medien nicht interessant, außer, wenn es zu irgendeinem größeren Unfall kommt, wie zum Beispiel in Fukushima und wo so die Atomkraft in den Fokus des öffentlichen Interesses gelangt. Anlässlich dessen wandten sich die Medien an die "kroatischen Experten" von der Kroatischen Nukleargesellschaft, um von ihnen (also von der Atomlobby) Erklärungen und Kommentare zu erhalten. Dann erklärten diese "Experten" in einer unverständlichen Fachsprache voller unbekannter Maßeinheiten irgendwelche Fehlfunktionen in irgendwelchen Atomreaktoren. Ihre Erklärungen schlossen regelmäßig mit folgenden Phrasen ab: Trotz allem sind Kernkraftwerke die sicherste und billigste Methode, Energie zu gewinnen, da sie pro eingesetzter Einheit am meisten Energie liefern und vergleichsweise am wenigsten Treibhausgase in die Atmosphäre abgeben.

Es ist sehr schwierig, mit Möglichkeiten des Aktionismus derartigen Aussagen der Nuklearlobbyisten entgegenzutreten, die sich mit der Autorität von Top-Wissenschaftlern und strategischen Beratern der Regierung an die Öffentlichkeit wenden und dabei mit dem Zweck der Manipulation der öffentlichen Meinung zugunsten globaler Atomkonzerne ihren akademischen Titel missbrauchen. Im Dialog mit ihnen dominiert immer noch die arrogante Haltung und die unausgesprochene Frage: Und wer bist du, dass du glaubst, dich besser auszukennen, als weltweit anerkannten Top-Experten?

Die Morallosigkeit der Atomlobbyisten kennt keine Grenzen. So sind unsere "Experten", welche nur 4 Tage nach 3/11, dem Tag, als Fukushima buchstäblich zerfallen war, vor den TV-Kameras und überfüllten Zuschauerräumen behaupten, dass die Welt sich eigentlich in einer "nuklearen Renaissance" befinde. Natürlich waren aus dem Publikum empörte Pfiffe zu vernehmen, aber - wer sind wir, dass wir glauben, uns besser auszukennen? Bei der abendlichen Fernsehdebatte zum Thema Fukushima war im Studio nur ein Vertreter der "Ökologen" geladen, dem 6 "Nuklearexperten" gegenübersaßen. Dieses Kräfteverhältnis sagt alles über den Einfluss der Atomlobby auf die Medien und die Öffentlichkeit in Kroatien.

Trotz allem ruhen die AktivitstInnen und VertreterInnen der grünen politischen Parteien nicht und tun laufend alles in ihrer Macht Stehende, um die Öffentlichkeit auf die Gefahren der Atomkraft aufmerksam zu machen und auf die Regierung einzuwirken, damit diese die Vorschriften des Landes mit der europäischen Gesetzgebung in Einklang bringt und endlich etwas zur Entsorgung der radioaktiven und nuklearen Abfälle unternimmt (jener aus Krško).

Die politische Partei, welcher ich angehöre, die "Grünen Liste", organisierte in den 8 Jahren ihres Bestehens alljährlich auch eine gegen die Atomkraft gerichtete Aktion. Unter ihnen waren unter anderem einige bemerkenswerte, wie zum Beispiel folgende:

- Die "Grüne Liste" organisierte im Jahre 2008 in Osijek eine zweitägige internationale Konferenz unter dem Namen "Die Sonne ist der beste Reaktor". Der Grund dafür waren die häufigen Auftritte von Pro-Atom-Lobbyisten in dem Sinn, dass Kroatien auf einer Donauinsel vor Erdut (in der Nähe der Grenze zu Serbien und Ungarn) einen neuen Atomreaktor bauen müsse. Das wird versucht, als die einzige sichere Energielösung darzustellen. Diese Konferenz in Osijek hat großes Interesse bei den Medien und den Bewohnern von Ostslawonien hervorgerufen, aber auch in Serbien und Ungarn. Außer aus Kroatien, kamen zur Konferenz auch Vertreter der Ökologiebewegung aus Serbien, Ungarn und Bosnien-Herzegowina sowie Fachleute aus Österreich, welche ihre Erfahrungen weitergaben, die mit der Entscheidung, aus der Atomkraft auszusteigen, zusammenhängen. Schließlich ist symptomatisch, dass es uns in Kroatien nicht gelungen ist, auch nur einen einzigen Nuklearexperten zu finden, welcher bereit gewesen wäre, an der Konferenz teilzunehmen. Dafür haben wir dann als Experten im Bereich der Atomtechnologie Herrn Professor Weish aus Wien "entführt".

Damals führten wir mehrere Monate lang eine echte Anti-Atom-Kampagne durch. Wir sammelten mehr als 10.000 Unterschriften für eine Petition gegen ein Atomkraftwerk an der Donau. Mehrere Monate lang hatten wir jeweils in einer kroatischen Stadt einen Stand und verteilten Flugblätter gegen das AKW-Projekt. Auch hielten wir einige Pressekonferenzen zum Thema der neuen kroatischen Energiestrategie ab, welche gerade ausgearbeitet wird. Letztlich war das Ergebnis jedoch ein relativer Erfolg - wenn man es denn als Erfolg bezeichnen kann - weil sich die damalige Regierung von Ivo Sanader am Ende strategisch entschieden hat - für Gas und Kohle.

Am Vorabend des 25. Jahrestages der Katastrophe von Tschernobyl veranstalteten wir im April 2011 eine Protestaktion vor dem AKW in Krško - gemeinsam mit Grünen aus Österreich und der slowenischen Jugendpartei. Dieses Happening wurde von Kameras des deutschen TV-Senders RTL und des österreichischen ORF aufgezeichnet. Auch mehrere Zeitungen und Medienhäuser aus Kroatien und Slowenien haben darüber berichtet.

Am selben Tag befestigten AktivistInnen der "Grünen Liste" in Zagreb ein 25 Meter langes Transparent mit der Aufschrift Černobil 25+ an der Eisenbahnbrücke über die Save. Gleichzeitig wurden auf der sich gleich daneben befindlichen Fußgängerbrücke 25 große Kerzen entzündet. Alle, welche in den folgenden Wochen über diese Brücke gingen, lasen die Botschaft und es war ihnen klar, worum es ging.

Außerdem organisierten wir mehrere erfolgreiche Pressekonferenzen, wo wir immer auf die Gefahr aufmerksam machten, welche Zagreb und seine Umgebung aufgrund des nahen Atomkraftwerks in Krško droht. Zagreb liegt nur 32 km Luftlinie von Krško entfernt. Im Fall einer atomaren Havarie wird die Region im Umkreis von 50 km rund um das AKW als sogenannte "Rote Zone" bezeichnet, aus der die Bevölkerung abgesiedelt werden müsste, und zwar für immer. In Zagreb leben derzeit etwa 880.000 Menschen und wenn wir auch die Bewohner des nordkroatischen Berg- und Hügellandes dazurechnen, erhalten wir eine Zahl von etwa 1,3 Millionen gefährdeter Menschen. Das ist fast ein Drittel der gesamten kroatischen Bevölkerung. Schlimmer noch, das gesamte Gebiet von Zagreb, dem nordkroatischen Bergland und in Slowenien auch Krško selbst befinden sich in einer seismisch instabilen Zone, wo Erdbeben der Stärke 6 oder 7 auf der Richterskala möglich sind. Da das Atomkraftwerk Krško mit Wasser aus dem Fluss Save gekühlt wird, könnte im Fall einer Havarie radioaktives Wasser in diesen Fluss gelangen, welcher nach 22 km Slowenien in Richtung Kroatien verlässt und sich dort zu einem großen Tieflandfluss entwickelt. Vom Wasser aus dem Einzugsgebiet der Save ist die Hälfte des gesamten Festlandkroatiens abhängig. Die Save versorgt mit ihrem Wasser und dem unterirdischen Grundwasserspeicherpotential in erster Linie die Hauptstadt Zagreb und weiter in Richtung Osten alle Dörfer und Städte sowie die landwirtschaftlich nutzbaren Felder des Save-Gebietes und von Slawonien. Daher wäre der Schaden aufgrund der Umweltverschmutzung von Krško kaum erfassbar. Außerdem würde es zu einem Trinkwassermangel kommen, Festlandkroatien würde seine Felder nicht mehr zur Produktion von Nahrungsmitteln nutzen können.

Jedes Mal haben wir bei allen öffentlichen Auftritten von der kroatischen Regierung gefordert, dass sie für die Bevölkerung von Zagreb und dem nordkroatischen Berg- und Hügelland, das unmittelbar an Slowenien grenzt, Schulungen darüber durchführen solle, wie man sich im Falle eines Atomunfalls zu verhalten habe. Auch versuchten wir die kroatischen Behörden zu motivieren, dass sie auf Slowenien in dem Sinne einwirken, dass unser nördliches Nachbarland davon Abstand nehmen möge, die Betriebsdauer des AKW Krško um zusätzliche 20 Jahr zu verlängern.

In den Jahren 2011 und 2012 organisierte die "Zelena lista - Grüne Liste" eine Bürgerinitiative in Zagreb und sammelte so 5000 Unterschriften gegen den Bau eines Atommülllagers im Institut Ruđer Bošković.

Die "Zelena lista - Grüne Liste" hat im Jahre 2011 eine populärwissenschaftlich geschriebene und reich illustrierte Broschüre unter dem Titel ‘Nuklearke – činjenice koje bi svatko trebao znati’ (Tatsachen, die jeder kennen sollte) herausgegeben. In diesem Heft ist in einfacher Sprache und mit vielen Grafiken und Bildern das Prinzip der Atomspaltung und der Betrieb eines Atomkraftwerks beschrieben, wie der nukleare Brennstoff gewonnen wird, was mit dem abgebrannten Kernbrennstoff gemacht wird, was der Bau eines Atomkraftwerks tatsächlich kostet, welche Risiken und Gefahren ein Atomkraftwerk mit sich bringt, eine Auflistung der wesentlichsten Atomunfälle in der Welt, wie das AKW Krško gebaut ist und was das für Kroatien bedeutet u.s.w.

Diese Broschüre über die Atomkraft verteilte die "Zelena lista - Grüne Liste" in den Jahren 2011 und 2012 an die Besucher von öffentlichen Veranstaltungen und kann im pdf-Format auf der Internetseite http://www.zelena-lista.hr/UserFiles/File/brosure/Nuklearke.pdf heruntergeladen werden. Die Vorträge werden besonders gut von den Schülern einiger Mittelschulen angenommen. Es handelt sich um eine Materie, welche nicht Teil des offiziellen Lehrplans ist. Im Lehrplan selber widmet man sich der Atomspaltung nur im Fach Physik und teilweise in Chemie, aber auch da nur auf einer abstrakt-theoretischen Ebene.

Auf der anderen Seite wissen die Kinder und Jugendlichen, dass es Atomkraftwerke zur Erzeugung von Strom und Atomwaffen zur Massenvernichtung gibt; aber sie haben davon keine konkretere Vorstellung. Daher werden unsere Vorträge von den jungen Menschen mit Interesse aufgenommen, weil sie ihnen die Wahrheit über jenes große Problem aufdecken, mit dem die Menschheit in der Zeit, die wir noch vor uns haben, fertig werden muss.

Ich denke, dass auch dieser so gestaltete Lehrplan in den kroatischen Schulen eine Folge der zerstörerischen Aktivitäten der starken Atomlobby ist, welche seit Jahren viele "Wahrheiten" systematisch unter den Teppich kehrt, sodass es der Öffentlichkeit verunmöglicht wird, auf die Energiepolitik Kroatiens Einfluss zu nehmen.

Dabei ist besonders die intransparente Art der Finanzierung gefährlich, wo die gigantischen Lateralkosten (externalities) verschwiegen werden, welche erst nach dem Beginn des Baues auftauchen und die von den Steuerzahlern beglichen werden müssen, die ohnehin schon die hohen Kredite für das Projekt selber zurückzahlen müssen. Dabei wird alles in dieser nuklearen Kette hinter dem unergründlichen Märchen vom billigen und sauberen Strom verschleiert. Man verschweigt die kostspieligen Uranbergwerke, die Vergiftung der Fluss- und Grundwasserströme, die dauerhafte Umweltverschmutzung und komplette Ungewissheit des Umgangs mit den gefährlichen atomaren Rückständen auf die Dauer von 100.000 Jahren. So ein Endlager ist noch nirgendwo fertig gebaut und jene Projekte, an denen man arbeitet, befinden sich bis zur Fertigstellung und ihrer Aktivierung unter einem zeitlichen Damoklesschwert.

Wie sich die Dinge in Sachen Atomenergie in Kroatien weiter entwickeln werden, ist schwer vorherzusagen.

Wir "Grüne" hoffen, dass die Auswirkungen der EU-Institutionen dazu beitragen werden, das Problem mit dem Atommüll und den radioaktiven Materialien bald in einer positiven Richtung zu lösen.


Autorin: Vlasta Toth, Internationale Sekretärin der Partei Održivi razvoj Hrvatske – ORaH (Nachhaltige Entwicklung Kroatiens - Walnuss),
(jahrelang auch Ko-Vorsitzende der Partei Zelena lista - Grüne Liste und Umweltaktivistin)


Übersetzung aus dem Kroatischen:
Bernhard Riepl, www.sonneundfreiheit.eu


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /