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Problem-AKW Temelin: Störfall wird heruntergespielt

GLOBAL 2000 fordert umfassende Überprüfung des AKW durch internationales Expertenteam und Transparenz

Wie vorgestern Abend bekannt wurde, ist zwischenzeitlich erhöhte Radioaktivität sogar auf dem Dach des heruntergefahrenen Reaktors 2 im tschechischen Atomkraftwerk Temelin gemessen worden. "Wir hören von unseren tschechischen Partnerinnen und Partnern seit Tagen, dass die Behörden den Zwischenfall verharmlosen und herunterspielen, so wie dies auch bei den letzten schweren Zwischenfällen im AKW Dukovany der Fall war", so Reinhard Uhrig, Atom-Sprecher der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. "Es handelt sich um keine Bagatelle, sondern um die Leckage von 2.000 Litern Kühlwasser pro Stunde. Jetzt ist es an der Zeit, umfassend international aufzuklären und den offenkundig schwereren Zwischenfall beim Wiederanfahren des Reaktors 2 am 26.6. endlich richtig zu untersuchen."

Während dem Wiederanfahren von Reaktor 2 nach einem planmäßigen Brennstoffwechsel wurde am 26.6.2015 um 2.27 Uhr im Block 2 eine Leckage zwischen dem primären und sekundären Kreislauf am Dampfgenerator 4 festgestellt. Die offiziellen Stellen bezeichnen diese Leckage als "Undichtigkeit", wobei hier 2.000 Liter Kühlwasser pro Stunde austraten - zwar aus dem nicht radioaktiv belasteten Sekundärkreislauf, aber dennoch ein schwerer Zwischenfall in einer höchst sicherheitsrelevanten Komponente des AKW.

Erst 2014 war bei einer Probe eines Reservesystems radioaktives Wasser aus einer Rohrleitung in Temelin ausgetreten, ebenfalls 2014 kam es in Block 2 zu einer Panne an einer Pumpe, der zur außerplanmäßigen Abschaltung des Meilers führte.

"Wir dokumentieren auf unserer Website die laufenden Zwischenfälle in den europäischen Atomanlagen, auch in Temelin. Leider sind Zwischen- und Störfälle an der Tagesordnung und zeigen immer wieder, dass Versorgungssicherheit mit Atomreaktoren nicht herzustellen ist", so Uhrig. "Nur Abschalten bringt eine Lösung - bis dahin muss aber die internationale Überwachung und Transparenz gewährleistet sein, damit Pfusch am Reaktor-Bau unter Kontrolle gebracht werden kann."

GLOBAL 2000 fordert neben umfassenden Kontrollen und Transparenz für den Temelin-Zwischenfall eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für Reaktor 1 im AKW Dukovany, der Ende 2015 ans Ende seiner Auslegungs-Lebensdauer von 30 Jahren gelangt und den der Betreiber um weitere 20 Jahre verlängern will.

GLOBAL 2000 Störfall-Karte zu Tschechien



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /