Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber gegen Ausbau der Atomkraft in Tschechien
Der CEO des heimischen Stromriesen sieht Chancen für eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH): "Wenn man das Thema über die Subventionen spielt."
Wolfgang Anzengruber, Vorstandsvorsitzender des heimischen Stromkonzerns Verbund, hat kein Verständnis für die tschechischen Pläne, vier neue Atomreaktoren zu bauen. "Ich bin dagegen", sagt Anzengruber in einem Interview mit den Regionalmedien Austria (RMA). Dabei übt der Verbund-Chef auch Kritik an den Subventionen für die Atomenergie. "Würde Kostenwahrheit herrschen, würde niemand ein Atomkraftwerk bauen. Aber Kosten, wie die Endlagerung zum Beispiel, brauchen die Atomstromkonzerne ja nicht zu tragen. Das ist ein großes Problem. Ohne Subventionierung wären alternative Energien wirtschaftlicher", so Anzengruber.
Ob eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof, wie von Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) geplant, Chancen hätte, kommentiert Anzengruber so: "Wenn man das Thema über die Subventionen für die Atomkraft spielt, sehe ich Chancen. Weil die Subventionen den Markt verzerren. Nur zu sagen âWir sind dagegenâ, reicht sicher nicht. Denn jedes Land der Europäischen Union darf seinen Energiemix selbst bestimmen." Auf die Frage, ob in Sachen Energie die nationalen Rechte aufgeweicht werden sollten, antwortet der Verbund-Chef: "Ich bin durchaus dafür, dass Brüssel hier mehr Kompetenzen bekommt."
Abseits der aktuellen Atom-Diskussion bekannte sich Anzengruber im RMA-Interview einmal mehr klar zur Wasserkraft. Das Abschmelzen der Alpen-Gletscher durch den Klimawandel bereitet ihm keine Sorgen. "Wir erwarten für den Alpenraum keine langfristigen Gesamtveränderungen." Viel mehr sieht der Verbund-Chef eine "Verflachung des Wasserangebots über das ganze Jahr. Die Winter sind zwar schneeärmer geworden, die Niederschläge in Summe aber nicht gesunken. Das sehen wir anhand unserer Wasserführungsstatistiken, die über 40 Jahre zurückreichen."
Das gesamte Interview mit Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber ist abrufbar unter: www.meinbezirk.at/verbund
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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /